Ob Max von Pettenkofer geahnt hat was er da 1850 angestellt hat? Jedenfalls klagte sein oberster Dienstherr, König Max II über unbefriedigende raumklimatische Verhältnisse in der königlichen Residenz. Aufgrund seiner vorhergehenden Untersuchungen zur Ausbreitung von Seuchen wie beispielsweise Cholera und empirischen Versuchen zur Luftwechselrate der bewohnten Zimmer kam Pettenkofer zu dem Schluss, das ein nicht unerheblicher Luftaustausch durch das Mauerwerk stattfinden müsste.
Also führte Pettenkofer, ein Mann der Tat, folgenden Versuch durch und zeigte diesen auch bei seinen Vorlesungen: Ein zylindrisches Stück Luftkalkmörtel wurde ringsherum mit Wachs abgedichtet. Auf die unbehandelten Stirnflächen wurde jeweils ein Trichter aufgesetzt. Pettenkofer blies in den einen Trichter und siehe da, eine am anderen Trichter aufgestellte Kerze konnte ausgeblasen werden.
Wer heute diesen Versuch nachstellt wird sehr schnell merken das es durchaus möglich ist eine Kerze durch das Werkstück hindurch auszublasen. Allerdings ist der dabei aufgewendete Druck mehrere hundert mal höher als der an Außenwänden auftretende Staudruck. Pettenkofer selber hat übrigens den Begriff "atmende Wände" selber nie verwendet sondern sprach von natürlicher oder freiwilliger Ventilation.
Weitere Infos über Max von Pettenkofer
Lesenswertes Buch von Helmut Künzel: Bauphysik Geschichte und Geschichten, erschienen im Fraunhofer IRB Verlag
Ist denn dieser durch die Druckunterschiede bedingte Luftaustausch (100 mal geringer als in dem Versuch ?!) wirklich noch MESSBAR ? Kann mich nämlich überhaupt nicht mehr erinnern, mal von meiner Hauswand weggepustet worden zu sein ?! (oder soooo...)
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Messbar ist dieser Luftaustausch, macht aber nicht viel aus am Gesamtvolumen. Da findet mehr Luftaustausch statt wenn du einmal die Haustür aufmachst. Genau das ist aber der irre Streit den manche Leute (sog. Ziegelphysiker) vom Zaun brechen und die immer behaupten, Wände würde ersticken wenn man die falsche Farbe drauf streicht oder ein Wärmedämmverbundsystem aufbringt.
AntwortenLöschenDu meinst also, ich muss mich jetzt nicht SOFORT "stellen" ??? Oder besser gleich irgendwo runterspringen? Wegen grausamsten Massenmordes? An SOOOOO VIIIIIIELEN hilflosen Wohnräumen und heute speziell an meinem unschuldigen Kellerraum, verzweifel ??!!! Bei dem hab ich nämlich gerade ganz kaltblütig, wie in all den vielen arglosen Zimmern zuvor, den brutalen ERSTICKUNGSTOD herbeigeführt ... hab ganz hinterhältig Dispersionsfarbe auf die mir blindlings vertrauenden Wände geschmiert, sie auf so gemeine, fiese Art und Weise hintergangen ... HEUUUUUUUUULLLLLLLLL !!!!!!!!!! Und nun japsen die alle nach Luft und müssen eeeeelendig zugrundegehen ...
AntwortenLöschenSag mal, wann hat dieser Wahnsinn eigentlich angefangen? Man hat ja, wenn man in all den Foren rumliest, ein superschlechtes Gewissen, wenn man seine Wände nicht mit (natürlich Rein-)Silikatfarbe, Kalkfarbe oder wenigstens Kasein- oder Leimfarbe gestrichen hat ... und wenn man, damit die Silikatfarbe ihrem Hobby (Verkieseln) nachgehen kann, vorher nicht mal selbstverständlich alle Wände neu verputzt hat ... wie sich das gehört ... oder gleich das ganze Haus mit Lehmputz neu gestaltet hat ... HEUUUUUULLLLLL !!! Hab ja sooooo ein schlechtes Gewissen, ich Umweltrohling! Ich GAAANZ BÖSE !!!!
Wann macht es denn deiner Meinung nach ÜBERHAUPT wirklich Sinn, Reinsilikatfarbe (oder wenigstens Dispersionssilikatfarbe, aber ist ja sicher auch schon irgendwie "böse" (www.fachwerk.de!)) zu streichen ??? Schimmel habe ich, obwohl ich schon ca. 10x umgezogen bin, noch NIE gehabt. Und meine Wände sind sicher niemals so diffusionsoffen und alkalisch gewesen, wie sie hätten sein können. Außerdem soll Silikatfarbe schwerer zu verarbeiten sein (na gut, das wäre einfach Übungssache), ist natürlich nur mit alkaliverträglichen Pigmenten abtönbar und auch das nur bis zu einem gewissen Grade - Was sind also die Vorteile und wann ist es zwingend notwendig, das Zeug zu verwenden ??? Etwa nur zur Unterstützung der notleidenden Firma Keim ???
Du hast das schon richtig verstanden. Den ganzen Krampf mit atmenden Wänden und so kann man getrost an die Fassade schmieren.
AntwortenLöschen" Eine Betrachtung der mitgeteilten Versuchsergebnisse zeigt, das die Forderung des Hygienikers nach "atmenden Wänden" zum Zwecke der Lufterneuerung in Räumen keine berechtigte innere Begründung hat" Wenn dir die Formulierungen jetzt etwas seltsam und altbacken vorkommen kann ich dich beruhigen. Dieser Satz wurde am 28. Juli 1928 im Heft "Der Gesundheitsingenieur" veröffentlicht.
Bleibt der Feuchtigkeitshaushalt von Wänden. Hier geht es immer wieder um die Sorptionsfähigkeit der Oberflächen, d.h. die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und auch wieder abzugeben. Bestimmte Wandbildner können das sehr gut, z.B. Lehmputz aber auch Gipskarton. Daneben können das aber auch Stoffe, Teppiche, Möbelhölzer usw. Theoretisch können diese Materialien Feuchtigkeit aufnehmen wenn diese durch eine Erhöhung bder relativen Luftfeuchtigkeit anfällt. Man spricht auch von der Ausgleichsfeuchte (z.B. ist bei unseren klimatischen Bedingungen immer eine gewisse Holzfeuchte zu messen, auch wenn das Holz schon jahrelang in einer geschlossenen Wohnung steht).
Diese Feuchtigkeit kann wieder abgegeben werden wenn die rel.Luftfeuchte unter einen bestimmten Wert sinkt. Wie groß der Anteil gestrichener Wand- und Deckenflächen daran ist kann ich ehrlich nicht abschätzen. Meines Erachtens wird aber der Effekt überschätzt.