Hallo lieber Fassadendoktor :o),
schon seit einiger Zeit lese ich fleißig im Bauexpertenforum, habe von deinen kompetenten Kommentaren schon jede Menge gelernt, traue mich aber nicht, dort eine Frage zu stellen, da ich dann ganz sicher sofort Schimpfe bekommen würde :o( Und dann bin ich auf dein Blog gestoßen...
Mein Problem: Ich möchte in nächster Zeit mein Badezimmer umgestalten und die alten Fliesen (Haus Baujahr 1956) erst mit Fliesenkleber, dann mit Stucco veneziano (auf mineralischer Basis) überspachteln. Unklar ist mir, ob ich diese Technik auch in Spritzwasserbereichen verwenden darf?! Der Mensch, bei dem ich ein entsprechendes Seminar besucht habe, behauptet, dass das geht, wenn man die Oberfläche nach dem Verpressen 3x wachst … im Internet liest man dagegen, dass im Spritzwasserbereich nur Tadelakt möglich ist. Hast du entsprechende Erfahrungen?
Fliesen (als Rechteck angeordnet) fände ich stilistisch nicht so passend, und weißer Bruchmarmor (unregelmäßig in Bögen verlegt, auch rund um die Dusche auf den Fußboden auslaufend und an die ebenfalls in Bögen verlegten Bodenfliesen anstoßend) würde mir unheimlich gut gefallen, ist aber bei sehr kalkhaltigem Wasser wahrscheinlich trotz Versiegelung nicht gerade pflegeleicht?! Ich weiß, das ist nicht dein Gebiet, aber vielleicht hast du trotzdem eine Idee?
Ganz lieben Dank im voraus für deine Hilfe!
Christina
Hallo Christina,
AntwortenLöschendie Beantwortung deiner Frage(n) ist nicht ganz einfach. Echter Stucco Veneziano besteht aus einem Kalk-Marmormehl Gemisch. In der originalen Verarbeitung wurde diese mehrmals aufgespachtelt und mit der Spachtel verpresst. Danach wurde die Oberfläche mit veneziaischer Seife poliert. In der heutigen Zeit vermarkten viele Farbenhersteller Materialien die sie Stucco Veneziano o.ä. nennen, diese jedoch im Gegensatz zum Original mit Wachs polieren um die Oberfläche wasserabweisend auszurüsten.
Manche Hersteller (wie mein Arbeitgeber Brillux) lehnen dabei die Verarbeitung im Spritzwasserbereich ab. Bei uns in Deutschland ist das Wasser relativ hart, d.h. es enthält relativ viel Kalk. Entstehende Kalkablagerungen werden mit säurehaltigen Reinigern wieder entfernt. Wenn dabei die Wachsschicht nicht dicht ist greift der Reiniger den Stucco an.
Also muss man sicher stellen, das immer ausreichend Wachs vorhanden ist. In der Regel wird (je nach Hersteller unterschiedlich) zwei bis dreimal gewachst und poliert. Auch sollten die betroffenen Flächen in regelmäßigen Abständen nachgewachst werden. Dazu gibt es keine Faustregel, sicher ist nur, das "Putzteufel" hier öfters ans Werk müssen als Leute, die auch mal einen Fleck an der Wand sehen können.
Also wieder mal eine klassische "sowohl als auch" Antwort.
Hallo zurück, ich rede vom (fast) ECHTEN Stucco Veneziano (Hauptbestandteil Kalk, Lösungsmittel Wasser, Zuschlagstoffe Vulkanaschen und Marmormehle bzw. Marmorsände, Leinöl, Kunstharze), der in vier Schichten aufgespachtelt und anschließend mit der Venezianischen Glättekelle auf Glanz verpresst wird. Anschließend soll dreimaliges Wachsen mit Carnaubawachs die Fläche auch im Schlagwasserbereich vor Feuchtigkeit schützen ... ggf. statt Reinigungsmitteln später nachwachsen ...
AntwortenLöschenIch bin gewiss KEIN Putzteufel, würdest du es also an meiner Stelle riskieren :o( ?
Lieben Dank! Christina
Hallo nochmal,
AntwortenLöschenwie gesagt, der Hauptbestandteil des Stucco Veneziano ist der Kalk und der dürfte durch die meisten Badreiniger angegriffen werden. Ich winde mich da ein bischen mit der Antwort weil ich sonst in 2 Jahren 300 entrüstete Veneziano-Geschädigte vor meiner Haustür stehen habe. Entscheidend ist aber m.E. die Wachsschutzschicht.
Rein Tiefenpsychologisch würde ich sagen das du, aufgrund deiner Antwort schließe ich das, sowieso schon wild entschlossen bist, den Stucco in deinem Bad anzubringen.
Als Praktiker sage ich: Versuch macht kluch
Als erfahrener Handwerker sage ich dir: Ich hab das vor ca. 5 Jahren selber mal bei einem Kunden gemacht und seitdem nix mehr gehört. Sollte also funktioniert haben.
Als Hobbyjurist sage ich: Alle Tipps ohne Gewähr.
Als alter Science-Fiction Fan:
Eine Ausführung mit Stucco Veneziano in Feuchträumen, speziell im Spritzwasserbereich führt schwere Verwerfungen des Raum-Zeit Kontinuums nach sich und teleportiert die Beschichtungsflächen in einen nichtlinearen nichteuklidischen Kosmos über. Die Spachtelarbeiten winden sich in einer Endlosspirale und reinkarnieren als Schwiegermutter.
Bekannte von uns haben an die Wand Glas montiert, damit der Stucco nicht nass wird.
AntwortenLöschenDA habe ich immer Bedenken, das Feuchtigkeit hinter die Scheibe eindringt. Hinterher ist die Scheibe dann ständig Beschlagen was auch nicht so prickelnd aussehen dürfte.
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