Montag, 14. Februar 2011

Übersicht Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)

Zur allgemeinen Übersicht hier mal ein Artikel den ich auch schon im Bauexpertenforum veröffentlicht habe.

Primärer Zweck eines WDVS ist die Einsparung von Heizenergie. Daneben kommen aber noch der Schutz des Mauerwerkes sowie die Gestaltung der Hausfassade. Der Aufbau eines WDVS ist immer der Gleiche:

1. Anbringen der Dämmplatten
2. Armierung der Fassadenflächen
3. Oberputz (Deckputz), evtl. mit zusätzlichem Farbanstrich.

Vielfalt der Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)

Auf dem Markt befindet sich eine schwer überschaubare Anzahl an Systemen, über 100 Hersteller wollen in Deutschland ihre Produkte an den Kunden bringen. Grundsätzlich lassen sich die WDVS nach ihren Dämmstoffen unterscheiden.

Der am häufigsten verwendete Dämmstoff sind Polystyrol-Hartschaumplatten, bekannt unter dem Markennamen Styropor (Die Markenrechte wurden vom Hersteller BASF auf den Fachverband WDVS übertragen).

Daneben wird auch nach den Klebe- und Armierungsmassen (mineralisch und organisch) sowie dem Oberputz (Kalk- Zement, Silikat, Silicon, Kunstharz) unterschieden.

Verarbeitung von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS)

Die Verarbeitung der einzelnen Komponenten in den einzelnen Schritten:

1. Die Dämmplatten werden nur geklebt oder geklebt und anschließend zusätzlich verdübelt. Alternativ kommt bei schlecht tragfähigen und ungleichmäßigen Untergründen eine Schienenbefestigung zum Einsatz. In Ausnahmefällen können die Platten auch nur durch Dübelung befestigt werden. Dies ist bei sehr unebenen Untergründen erforderlich. Anschließend werden die Dämmplatten noch geschliffen um eine glatte Oberfläche zu erzielen. Alle Anschlüsse werden schlagregendicht ausgeführt (Vorkomprimierte, bituminierte Dehnfugenbänder, spezielle Anputzleisten).
Polystyrol-Hartschaum gilt bis zu einer Dämmstoffstärke von 10 cm als „schwer entflammbar (B 1)“, darüber als „normal entflammbar (B 2)“. Um Dämmstoffstärken über 10 cm „schwer entflammbar“ auszurüsten werden sog. Brandriegel oder Brandgurte aus Mineralwolle eingebaut.

2. Danach folgt die Armierung. Zunächst erhalten alle Gebäudeecken und Ecken von Gebäudeöffnungen einen zusätzlichen Kantenschutz, Danach wird ein spezielles Armierungsgewebe mit dem Armierungsmörtel eingespachtelt. Armierungsmörtel können zementös gebunden sein (mineralische Armierung) oder durch Acrylharze (organische Armierung, häufig durch Siliconharzbeigabe diffusionsoptimiert)

3. Danach wird, je nach System, noch ein Zwischenanstrich mit Putzgrundierung aufgebracht und anschließend die Fassade verputzt. Dies kann mit weißem oder getöntem Putz erfolgen. Mineralische getönte Putze benötigen noch einen Egalisierungsanstrich.

Zusätzlich erhalten spritzwassergefährdete und erdberührte Bereiche noch einen zusätzlichen Schutzanstrich der die Wasseraufnahme ins System verhindert.

Zulassung von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS)

Alle in Deutschland verwendeten WDVS benötigen eine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Institut für Bautechnik. Alle Systemkomponenten müssen von einem Hersteller geliefert werden und der selben Zulassungsnummer entsprechen.
Für die Dimensionierung der Dämmstoffstärke empfiehlt sich eine Berechnung durch den Fachmann (Energieberater, Architekt), der in diesem Zug auch eine Tauwasserausfallberechnung (z.B. im Glaserverfahren) durchführen sollte. Neben einer ordentlichen Ausführung durch den Handwerker sicher die beste Möglichkeit, Folgeschäden zu vermeiden.

Übersicht Dämmstoffe:

Polystyrol-Hartschaumplatten(EPS, XPS)
günstig, gute Verarbeitung mit Schneidegerät, schleifbar, Wärmeleitgruppen 040, 035, 032

Polyurethanplatten (PUR)
teuer, schleifbar, Wärmeleitgruppe 028

Mineralwolleplatten, Steinlamelle
teuer, nicht brennbar, Wärmeleitgruppe 042, 040, 035

Mineralschaumplatten
teuer, nicht brennbar, schleifbar, Wärmeleitgruppe 045

Resol-Hartschaumplatten
sehr teuer, gesundheitsgefährdend bei Verarbeitung, nicht schleifbar, Wärmeleitgruppe 022

Korkplatten und weitere nachwachsende Dämmstoffe wie z.B. Schilf, meist teuer, teils schlechte Verarbeitung, verschiedene Wärmeleitgruppen nach Material und Hersteller


Übersicht Armierungsmörtel:

Zementgebunden (mineralisch) günstiger Materialpreis, gute Verarbeitung auch maschinell, ca. 5 kg/m² mittlere Schlagfestigkeit,

Kunstharzgebunden (organisch) höherer Materialpreis, Verarbeitung auch maschinell, ca. 3,5 kg/m² hohe Schlagfestigkeit

Kunstharzgebunden mit speziellen Zusätzen (Carbonfasern) hoher Materialpreis, Verarbeitung auch maschinell, ca. 3,5 kg/m² hohe Schlagfestigkeit


Übersicht Putze:

zementös gebundene Putze günstiger Materialpreis, gute Verarbeitung auch maschinell, eingeschränkte Farbtonauswahl Egalisierungsanstrich erforderlich

Silikatputze mittlerer Materialpreis, gute Verarbeitung auch maschinell, eingeschränkte Farbtonauswahl Egalisierungsanstrich vorteilhaft

Kunstharzputze mittlerer Materialpreis, gute Verarbeitung auch maschinell, hohe Farbtonvielfalt Egalisierungsanstrich kann entfallen, Algizidzusatz möglich

Siliconharzputze höherer Materialpreis, gute Verarbeitung auch maschinell, eingeschränkte Farbtonauswahl Egalisierungsanstrich kann entfallen, Algizidzusatz möglich

Die Auswahl der Produkte, bzw. des eingesetzten Systems richtet sich nach den Gegebenheiten vor Ort. So ist beispielsweise ein Siliconharzputz sinnvoll, wo ein hohes Algenwachstum zu erwarten ist (saubere Luft, Gras, Bäume und Büsche in näherer Umgebung). In innerstädtischen Bereichen ist ein Silikatputz sinnvoll, da dieser aufgrund spezieller Eigenschaften (Edelkreidung) selbstreinigend wirkt.

Für alle Arten von Anschlüssen an Fenster Türen usw. gibt es spezielle Dichtbänder oder Anputzleisten. Während die Dichtbänder universell eingebaut werden können liegen die Vorteile der Anputzleisten in einer sauberen und ästhetisch anspruchsvollen Verarbeitung.

WDVS Verarbeitung

Für die Verarbeitung eines WDVS sollte ein versierter Fachbetrieb beauftragt werden. Die Dämmstoffstärke sollte in Abstimmung mit den Zielen des Bauherrn (EnEV Mindeststandard, KFW Förderung, sonstige Förderungen) bzw. den gesetzlichen Vorgaben berechnet werden. Anschlussdetails müssen sorgfältig geplant werden. dazu gehören Anschlüsse an Dächer, Fenster, Türen und der Sockelbereich. Ferner sollten Befestigungsmöglichkeiten für Fensterläden, Geländer, Markisen usw. berücksichtigt werden.

Zu guter Letzt gilt es, Materialstruktur und die Farbtöne auszuwählen. Generell gilt eine Untergrenze des Hellbezugswertes von 20. Allerdings machen einige Materialhersteller Ausnahmen und erlauben, unter Einhaltung gewisser Vorgaben, auch dunklere Farbtöne.

Dienstag, 1. Februar 2011

Schimmel ganz konkret und aktuell

Gestern war ich bei einem Bekannten der in einem Zimmer an der Ostseite seiner Mietwohnung auch schon länger mit Schimmelbildung herum laboriert. Ich bin also hin und habe mir besagtes Zimmer angesehen und mal das Messgerät reingehalten. Interessant waren weniger die Messwerte an sich, die hatte ich erwartet. Bei einer Außentemperatur von -5° C hatten die klassischen Bereiche (Gebäudeecke über dem Fußboden und unter der Decke nur 10° - 12° C Oberflächentemperatur).

Im Zimmer war es mit 18° C gar nicht so kalt und die Taupunkttemperatur wurde mir bei einer rel. Luftfeuchte von um die 60% auch mit knapp 10° C angegeben. Da geht der Feuchtigkeitsniederschlag los, keine Frage. Was passiert aber, wenn, wie in der letzten Zeit die Außentemperaturen höher sind? Dann müsste auch die Ecke wärmer sein und es sollte keine Probleme geben. Die Antwort ist aber relativ einfach.

Wenn man die Raumtemperatur und die Luftfeuchte in der Nähe der Ecke misst stellt man fest, das dort die Temperaturen viel niedriger und die rel. Luftfeuchte deutlich höher ist. Demzufolge sinkt dort auch der Taupunkt ab. Als ich die Messung durchführte lag dieser bei knapp über 6° C. Als mich dann die Dame des Hauses noch fragte, ob es eine Rolle spielen würde das sie in diesem Zimmer bügeln würde war mir klar was passiert.

Hier wurde zumindest temporär die Luftfeuchte auch noch deutlich erhöht. Neben dem Wasser das ein Dampfbügeleisen emittiert verdunstet auch noch einiges an Wasser aus der unter dem Bügeleisen trocknenden Wäsche. Ich schätze mal, das hier durchaus ein halber Liter Wasser in die Raumluft verdampft. Da es sich hier um ein kleineres Zimmer handelt (Grundfläche vielleicht 12 m²) steigt dadurch die Luftfeuchte immer wieder signifikant an.

Die Lösung liegt also auf der Hand. Um weitere Schimmelbildung zu vermeiden ist es nötig, weiterhin zu heizen und neben der normalen Stoßlüftung auch nach dem Bügeln zusätzlich zu lüften. Zum großen Teil ist natürlich auch die schlecht dämmende Außenwand schuld an der Situation (der Vermieter wohnt in der Wohnung unterhalb und hat die gleichen Probleme). Ein WDVS würde hier eine deutliche Verbesserung der Situation herbeiführen.